Das "Stromkasten-Projekt" - Teil 2 (2022)

Im Jahr 2022 konnten wir unser Stromkasten-Projekt fortsetzen. Diesmal wurde der Münsteraner Graffitikünstler Fabio Crispo mit der Verschönerung der grauen Kästen beauftragt. Aus unterschiedlichen Bildvorlagen schuf er abstrakte Porträts und verewigte sie auf den Stromkästen. Über einen QR-Code neben dem Kunstwerk können weitere Informationen zu den historischen Persönlichkeiten abgerufen werden. Sie alle haben eins gemeinsam: Nach ihnen wurden Straßen oder Plätze in Coerde benannt.

Mit freundlicher Unterstützung der Stadtwerke Münster.

 


(https://www.digitalcommonwealth.org/search/commonwealth:vh53xq83k)
Unbekannter Fotograf - Boston Public Library (Philip Hale Photograph Collection)

 

Prof. Dr. Fritz Volbach

 

 

Volbachweg, benannt nach Prof. Dr. Fritz Volbach, Musikschriftsteller, Gründer des städtischen Orchesters und der Westfälischen Schule für Musik, Generalmusikdirektor in Münster.

 

Die Straße im Stadtplan

 

(Quelle: Stadt Münster)

 

Fritz Volbach wurde im Jahr 1861 in Wipperfürth geboren. Nachdem er kurz Schüler des Kölner Konservatoriums bei Ferdinand Hiller war, nahm er die zuvor abgebrochene schulische Ausbildung in Bruchsal wieder auf, wo er auch sein Abitur ablegte. Er studierte an den Universitäten von Heidelberg und Bonn Philosophie. 1886 wurde er Schüler des Königlichen Instituts für Kirchenmusik, um dann sein Studium bei Eduard Grell an der Akademie in der Kompositionsabteilung fortzusetzen; er war wohl sein letzter Schüler. Während seines Studiums wurde er 1885 Mitglied der Akademischen Liedertafel Berlin im Sondershäuser Verband sowie der AMV Makaria Bonn.

 

Nach seinem Studium arbeitete er 1887 als Lehrer am Institut für Kirchenmusik; auch dirigierte er bereits die Akademische Liedertafel und einen Chor. 1891 wurde er Musikdirektor in Mainz. Im Jahre 1899 promovierte er an der Universität Bonn. 1907 wurde er Musikdirektor in Tübingen und wurde zum Professor ernannt. Während des Ersten Weltkriegs gründete er im besetzten Belgien mit Fritz Brandt unter den Besatzern in Brüssel ein deutsches Sinfonieorchester. Ab 1918 lehrte er an der Universität Münster und war bis 1925 auch Musikdirektor und Leiter des Musikvereins dieser Stadt. 1929 wurde er emeritiert.

 

Volbachs kompositorisches Schaffen umfasst unter anderem eine Oper, eine Sinfonie und drei sinfonische Dichtungen. Seine Kompositionen weisen ihn als konservativen Spätromantiker aus. Einige Nachlassteile werden im Universitätsarchiv der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster aufbewahrt.

 

Seine Söhne waren der Kunsthistoriker Wolfgang Fritz Volbach und der Regisseur Walther R. Volbach.
(Quelle: wikipedia)


 

Johann Georg Hamann

 

Hamannplatz, benannt nach Johann Georg Hamann, *27.8.1730 Königsberg, †21.6.1788 Münster, Philosoph und Schriftsteller.

 

Platz auf dem Stadtplan

 

Johann Georg Hamann studierte in seiner Heimatstadt Königsberg Theologie und Philosophie. 1751 brach er das Studium ohne Abschluss ab. Als Hauslehrer, Philosoph und Schriftsteller führte er zunächst ein unruhiges Wanderleben, das ihn nach Lettland, Litauen, Holland und England führte. 1759 erschien sein Werk Sokratische Denkwürdigkeiten, 1762 erregte seine Schrift Die Kreuzzüge des Philologen Aufmerksamkeit. Erst als Hamann 1777 in Königsberg zum königlichen Packhofverwalter ernannt wurde, besserten sich seine materiellen Lebensumstände. Die Fürstin von Gallitzin holte ihn nach seiner Pensionierung im Jahre 1787 nach Münster. Hamanns Schriften, richten sich gegen den seinerzeit herrschenden Rationalismus und betonen alternativ dazu Intuition, Gefühl und Gemüt.

 

Wegen seiner schwer zugänglichen, in prophetischer Manier geschriebenen Werke wurde er zum Hauptvertreter des Irrationalismus. Hamann gilt als einer der bedeutendsten christlichen Denker seit dem Ausgang des Mittelalters. Er pflegte Kontakt zu den großen Geistern seiner Zeit. Kant, Herder, Goethe, Claudius und Lavater gehörten zu seinen Bekannten.
Hamann verstarb am Tage seiner beabsichtigten Heimreise nach Königsberg in einem Haus am Bült. Die Koffer waren gepackt und die Pferde standen bereits vor der Tür. Das Grab Hamanns, den man auch den
Magus des Nordens nannte, liegt auf dem Überwasserfriedhof.

Quelle und weitere Informationen: Stadt Münster / Detlef Fischer, Münster von A bis Z, Münster 2000

 


Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons
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Hedwig und Wilhelm Kieskamp

 

Kieskampweg, benannt nach dem Kommerzienrat und langjährigen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Wilhelm Kiesekamp, *1836, †1914.

 

Straße im Stadtplan

 

(Quelle: Stadt Münster)

 

 1835 errichtete Ferdinand Kiesekamp eine Mühle an der Münzstraße in Münster. Die „Kiesekamp'sche Mühle“ wurde von einer Dampfmaschine der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen angetrieben. 1854 übernahm sein Sohn Wilhelm Kiesekamp (1836–1914) den Betrieb. 1883 sicherte sich Kiesekamp ein Fabrikgrundstück unmittelbar am projektierten Dortmund-Ems-Kanal und kaufte 1886 ein weiteres Grundstück am Albersloher Weg dazu. 1891 verlegte er die Mühle in das künftige städtische Hafengebiet. Das Hafenbecken des 1899 eingeweihten Hafens endet jedoch einige Hundert Meter entfernt, so dass eine Transportbrücke über den Albersloher Weg gebaut werden musste. Mit 80 Arbeitern zählte der Betrieb 1907 zu den deutschen Großmühlen.

 

Kommerzienrat Wilhelm Kiesekamp, seit 1864 mit der Schriftstellerin und Sängerin Hedwig Kiesekamp, geborene Bracht verheiratet, gehörte zu der Zeit zu den vermögendsten Kaufleuten von Münster. Er ließ für sich und seine Familie an der Hüfferstraße eine repräsentative Villa erbauen, die seit 1884 über Münsters ersten Telefonanschluss verfügte und jahrzehntelang im Mittelpunkt des kulturellen Lebens der westfälischen Metropole stand. Von 1889 bis 1913 war Kiesekamp Präsident der Industrie- und Handelskammer des Regierungsbezirks Münster. 1893 beteiligte er sich zudem an der von Heinrich Schulte-Altenroxel gegründeten Thabena Farming Association Ltd. in Südafrika.

 

Nach Wilhelm Kiesekamps Tod 1914 wurde das Unternehmen zunächst als „F. Kiesekamp Kommanditgesellschaft“ weitergeführt. Am 7. Februar 1925 erfolgte die Gründung einer Aktiengesellschaft mit 3 Millionen Mark Kapital. Sie übernahm am 27. Februar von der F. Kiesekamp KG deren Mühlenwerke nebst zugehörigen Grundstücken, Gebäuden und Maschinen unter der neuen Firma „Mühlenwerke F. Kiesekamp Aktiengesellschaft“.

(Quelle: wikipedia)

 

Die Sängerin und Schriftstellerin Hedwig Kiesekamp verkehrte in prominenten Künstlerkreisen. Der Komponist Max Reger schrieb Lieder für sie, Hans Pfitzner vertonte einige ihrer Gedichte. Sie wurde von Levin Schücking gefördert, mit seiner Tochter Theophanie war sie befreundet. Mit Felix Dahn stand sie im Briefkontakt, er schrieb das Vorwort zu ihrem Lyrikband Gedichte (1888). Ihre Lyrik wurde u.a. von Detlev von Liliencron beeinflusst, den sie finanziell unterstützte. In ihrem Haus verkehrten so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Augustin Wibbelt und Ludwig Wüllner, der die Besucher der Kiesekampschen Villa als einen außergewöhnlichen Kreis im damals ultrakonservativen Münster charakterisierte. Auch Johannes Brahms war hier zu Gast. Auf die Bekanntschaft mit Hermann Löns wurde allerdings keinen Wert gelegt, wie der Löns-Freund und –förderer Max Apffelstaedt in einem Brief bedauerte.

 

In der Villa Kiesekamp soll 1884 Münsters erster Telefonanschluss installiert worden sein. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg zerstört.

 

(Quelle: WWU Münster)

 


 

Heinrich Morthorst

 

 

 

Morthorststraße, benannt nach Heinrich Morthorst (1911-2001) Bäckermeister, Kiepenkerl und münstersches Original

 

Straße im Stadtplan 

 

 

Heinrich Morthorst kam am 2. März 1911 in Dinklage im Oldenburger Münsterland als erstes von neun Kindern zur Welt. Sein Vater Theodor Morthorst (1884-1950) und seine Mutter (1886-1966) stammten aus Goldenstedt. Heinrichs Vater war Reichsbahnsekretär. Der junge Heinrich Morthorst wuchs in einer katholischen, frommen Familie auf.
[...]
Er hatte sich für den Beruf als Bäcker entschieden und legte die Meisterprüfung ab. Durch eine Zeitungsanzeige aufmerksam geworden, konnte er 1938 die Bäckerei Kosmann, Bergstraße 8 in Münster, mieten. Im gleichen Jahr heiratete er Maria Tebben. Kurz nach der Geburt des Sohnes Heinz Theodor, starb seine Frau im Oktober 1939.

Am 12. Juni 1940 wurde er zum Militär einberufen. Er wurde zum Kradmelder bei den Panzerjägern ausgebildet und in Frankreich, in der Tschechoslowakei und in Russland eingesetzt. Hier geriet er im Juli 1944 in russische Kriegsgefangenschaft. Ende 1944 erkrankte er im Lager an einer schweren Lungenentzündung, erholte sich wieder und wurde nach über zwei Jahren endlich entlassen. Er traf am 29. September 1946 bei seiner Familie in Fürstenau ein. Seine Gesundheit war seit der Kriegsgefangenschaft zeitlebens beeinträchtigt.
Heinrich Morthorst kam nach Münster zurück, konnte aber seine frühere Bäckerei nicht wieder eröffnen und arbeitete vorübergehend als Bäckergeselle. Im Sommer 1947 pachtete er ein Trümmerhaus in der Bolandsgasse 4, in der früher bereits eine Bäckerei bestanden hatte. Er baute die Bäckerei neu auf und eröffnete den Betrieb Ende 1948.
[...]
Neben seinem Beruf engagierte sich Morthorst in vielfältige Aufgaben. Seit 1954 war er im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Lamberti engagiert und arbeitete auch in verschiedenen Gremien des Bäckerhandwerks mit.
[…]
Im Herbst 1963 suchte Verkehrsdirektor
Theo Breider für das Lambertusspiel auf dem Mühlenhof einen Bur. Hier trat Heinrich Morthorst erstmalig als Kiepenkerl auf. Diese Rolle als Kiepenkerl wurde über drei Jahrzehnte sein zweiter Beruf. Neben Auftritten bei Jubiläen, Geburtstagen und Hochzeiten wurde er zum Botschafter der Stadt Münster bei zahllosen Veranstaltungen in Deutschland; auch für Bischöfe, Bundeskanzler und sogar Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch im Mai 1987 in Münster.
[…] Heinrich Morthorst wohnte viele Jahre in Coerde, Breslauer Straße 109. Nach einem Unfall im November 1999 war er sehr geschwächt und wurde einige Zeit im Kloster Friedrichsburg gepflegt. Dort starb er am 29. Juli 2001 und wurde auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.

 

Autor: Bernhard Zimmermann, Everswinkel, 2005
Quelle und weitere Informationen: Katasteramt Münster

 


 

Josefine Mauser

 

Josefine-Mauser-Straße, benannt nach Josefine Mauser, *24.1.1887, †1973, sozial engagierte Kommunalpolitikerin

Straße im Stadtplan 

 

 

Josefine Mauser war eine sozial engagierte Kommunalpolitikerin in Münster, die sich besonders um die Kriegsgefangenen und um die Randgruppen in unserer Gesellschaft kümmerte.
Josefine Mauser, geb. Stegemann wurde am 24. Januar 1887 in Münster geboren, machte eine Lehre als Kürschnerin und heiratete 1910 Gottlieb Mauser. Sie wohnten ab 1919 in der Schillerstraße 49 und im Oktober 1923 zogen sie zum Maikottenweg 11 (heute Fliederweg).
Mit Josefine Mauser zog am 25. Februar 1920 (als
die Ehefrau Mauser) die erste sozialdemokratische Frau in die Stadtverordnetenversammlung ein. Außerdem war sie Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Ihr Arbeits- und Interessenschwerpunkt lag deutlich im sozialen Bereich. Neben ihrer Mitgliedschaft in der Kommission für Verteilung von Beträgen an Unbemittelte zur Beschaffung von Kartoffeln seit Dezember 1921 und im Wohlfahrtsausschuss seit November 1922, geben die Wortmeldungen, Anträge und Anfragen, an denen sie als Kommunalpolitikerin beteiligt war, nähere Auskünfte über ihr besonderes Engagement. Dabei bemühte sie sich immer wieder um Randgruppen der Gesellschaft: sie veranlasste die Schaffung eines Aufenthaltsplatzes für Sinti und Roma, kümmerte sich um schwangere Mädchen im Antoniusstift, bemühte sich um die Abschaffung von klassifizierten Beiträgen im Clemenshospital, sorgte sich mehrfach um die Zuverlässigkeit des Pflegepersonals im Obdachlosenheim für Frauen und Mädchen, das in Händen des Fürsorgevereins lag, und regte an, das Heim in städtische Trägerschaft zu übernehmen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus sorgte sie mit ihrer Familie für die Kriegsgefangenen, indem sie ihnen Nahrung zukommen ließen. Nach dem Krieg betätigte sie sich in einer Kleiderkammer am Hansabunker, setzte ihre Tätigkeit bei der Arbeiterwohlfahrt fort und engagierte sich im Vorstand des Hausfrauenvereins. Sie starb 1973.

Quelle: Stadt Münster / Arbeitskreis Frauengeschichte,
Frauenleben in Münster, Ein historisches Lesebuch, Münster1991